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Die Arbeitsaufgabe kommt in vielen Berufen als Prüfungsinstrument zum Einsatz: Vom Floristen über die Umwelttechnologin, von der Feinoptikerin bis zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker. Charakteristisch für die Arbeitsaufgabe ist, dass sie sehr komplex ist und mehrere Arbeitsschritte umfasst. In einigen Berufen entspricht sie einem Kundenauftrag. Von der Planung über die Durchführung bis zur Kontrolle und Nachbereitung kann der Prüfling im Arbeitsprozess zeigen, dass er diesen ganzheitlich beherrscht. Für die Bewertung relevant ist daher vor allem die Arbeitsweise des Prüflings. Auch das Arbeitsergebnis kann bewertet werden.

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In den Ausbildungsordnungen der jeweiligen Berufe steht, welche Prüfungsinstrumente in einem Prüfungsbereich eingesetzt werden und wie die zeitliche Umsetzung geplant ist. Der Blick in vier verschiedene Ausbildungsordnungen zeigt, wie unterschiedlich die Rahmenbedingungen für die Arbeitsaufgabe ausgestaltet sein können. Dass der Prüfling die Arbeitsaufgabe binnen maximal 16 Stunden bearbeiten soll, ist eine Empfehlung des BIBB-Hauptausschusses.1

Titel
Rahmenbedingungen für die Arbeitsaufgabe
Elemente
Titel
Fluggeräteelektroniker/-in
Beschreibung

Teil 1 der gestreckten Abschlussprüfung
Prüfungsbereich „Arbeiten an einem funktionsfähigen Teilsystem“

Prüfungszeit insgesamt: acht Stunden
Während der Prüfling die Arbeitsaufgabe durchführt, wird mit ihm ergänzend ein situatives Fachgespräch geführt (max. 10 Minuten der Zeit). Anschließend muss er schriftliche Aufgaben bearbeiten (max. 90 Minuten).

Zum Beruf auf BIBB.de

Titel
Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/-in
Beschreibung

Teil 2 der gestreckten Abschlussprüfung
Prüfungsbereich „Kundenauftrag“ 

Prüfungszeit insgesamt: zwölf Stunden
Der Prüfling führt die Arbeitsaufgabe, die aus mehreren Teilaufgaben bestehen kann, innerhalb von 12 Stunden durch und dokumentiert sie mit praxisüblichen Unterlagen. Ergänzend wird mit ihm ein situatives Fachgespräch geführt, das 20 Minuten der Gesamtzeit einnimmt.

Zum Beruf auf BIBB.de
 

Titel
Koch/Köchin
Beschreibung

Teil 2 der gestreckten Abschlussprüfung
Prüfungsbereich „Planen, Zubereiten und Präsentieren eines Drei-Gänge-Menüs“

Prüfungszeit insgesamt: sechs Stunden
Mit dem Prüfling wird zunächst ein fallbezogenes Fachgespräch (max. 15 Minuten) über die Menüplanung geführt, die er zur Prüfung mitbringt. Für die Durchführung der Arbeitsaufgabe muss der Prüfling innerhalb von 45 Minuten einen Arbeitsablaufplan für ein Drei-Gänge-Menü erstellen und das Menü zubereiten und präsentieren.

Zum Beruf auf BIBB.de
 

Titel
Umwelttechnologe/Umwelttechnologin (alle Fachrichtungen)
Beschreibung

Teil 1 der gestreckten Abschlussprüfung
Prüfungsbereich „Mechanisches Anpassen eines umwelttechnischen Systems“ 

Prüfungszeit insgesamt: sechs Stunden
Der Prüfling führt eine Arbeitsaufgabe innerhalb von fünf Stunden durch, ergänzend wird mit ihm ein situatives Fachgespräch geführt (max. 15 Minuten).
Hinzu kommen schriftlich zu bearbeitende Aufgaben: 60 Minuten

Link zur Berufeseite auf BIBB.de (Fachrichtung Abwasserbewirtschaftung)
 

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Woher die Arbeitsaufgaben kommen, ist je nach Beruf und Region/Zuständigkeit sehr unterschiedlich (Siehe auch Wie kommt die Aufgabe in die Prüfung?). Sie können vom Prüfungsausschuss erstellt oder von zentralen Aufgabenerstellungsgremien entwickelt werden. Die Unterlagen, die dem Prüfling für die Arbeitsaufgabe ausgehändigt werden, enthalten neben der Aufgabe Vorgaben, welche Materialien und Ressourcen genutzt werden sollen, sowie ggf. weitere Arbeitsanweisungen. 

Folgende Angaben können enthalten sein:

  • Situationsbeschreibung, Ausgangslage
  • Handlungsauftrag (klare Aufgabenstellung, z.B. „Planen und führen Sie durch…“ / „Bearbeiten Sie folgende Aufgabe…“, „Fertigen Sie …“)
  • Zeitvorgabe (maximal zulässige Bearbeitungszeit, z. B. „Die Arbeitsaufgabe ist innerhalb von 16 Stunden zu bearbeiten …“)
  • Materialien und Hilfsmittel (Materialien, Maschinen, Software, die zur Verfügung stehen und/oder, die mitzubringen sind. Eventuell mit technischen Zeichnungen, Tabellen oder Checklisten)
  • Ergebnisse/Dokumentation (Vorgaben zur Dokumentation oder Messung: Arbeitsprozess von Planung, Durchführung bis Kontrolle, Nachweise wie Protokolle, Skizzen, Berichte.)
  • Weitere Hinweise (z.B. Einhaltung von Sicherheitsbestimmungen, Qualitätskriterien „Diese Anforderungen sind zu berücksichtigen …“)

Die Arbeitsaufgaben sind in der Regel standardisiert. Das heißt, in einer Prüfung werden allen Prüflingen die gleichen oder sehr ähnliche Aufgaben ausgegeben, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen. Dies unterscheidet die Arbeitsaufgabe wesentlich vom Prüfungsinstrument Betrieblicher Auftrag, das auf den ersten Blick ähnlich konzipiert ist: Auch hier wird die Arbeitsweise eines Prüflings über einen komplexen Arbeitsprozess hinweg betrachtet. Der Betriebliche Auftrag findet allerdings im Betrieb statt und ist in der Regel ein realer Auftrag, den der Prüfungsausschuss vorab als Prüfungsinstrument genehmigen muss. Der Prüfungsausschuss ist bei der Durchführung nicht anwesend (siehe Prüfungsinstrument: Der Betriebliche Auftrag). 

Titel
Aufgabenentwicklung für die Arbeitsaufgabe
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Bild
Ein junger Mann bearbeitet in einer Werkstatt einen Holzbalken, während ein Mann im Hintergrund sich Notizen macht
Leando | Mannel
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Querformat
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Gross
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Die Arbeitsaufgabe findet in Räumlichkeiten statt, die für die Prüfung und den Beruf geeignet sind. Dies können zum Beispiel überbetriebliche Ausbildungsstätten sein, in denen die berufsüblichen Maschinen und Geräte verfügbar sind. Die Prüflinge bearbeiten ihre Aufgabe in Anwesenheit der Prüfer und Prüferinnen. Dabei kann in der Ausbildungsordnung die Dauer der Pflichtanwesenheit für die Prüfenden zeitlich eingegrenzt sein. Wichtig ist, dass die Prüfenden anwesend sind, wenn es darum geht, Prüfungsleistungen zu beobachten, die unmittelbar wahrgenommen werden müssen, um sie bewerten zu können. 

Einige Berufe und Prüfungsordnungen sehen vor, dass der Prüfling einen Teil der Aufgabe (Planungsschritte) vorab in seinem Betrieb durchführen und in die Prüfung mitnehmen kann. So erhalten angehende Köchinnen und Köche zum Beispiel zwei Wochen vor der Prüfung zwei Listen für zwei unterschiedliche Warenkörbe und müssen für jeden Warenkorb eine Menüplanung für den Prüfungstag vorbereiten. 

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Die Arbeitsaufgabe kann für einen Prüfungsbereich als einziges Prüfungsinstrument vorgesehen sein. Dann führt der Prüfling die Arbeitsaufgabe durch, während Mitglieder des Prüfungsausschusses beobachten, wie er dabei vorgeht und ihre Beobachtungen protokollieren. In den oben aufgeführten Beispielen geht die Arbeitsaufgabe mit anderen Prüfungsinstrumenten einher.

So dokumentiert etwa der Prüfling bei den Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker/-innen seinen Arbeitsprozess mit praxisüblichen Unterlagen. Während er die Aufgabe durchführt, spricht ein Prüfungsausschussmitglied mit ihm über seine Vorgehensweise oder die Arbeitsschritte (situatives Fachgespräch).

Zur Dokumentation könnten in diesem Fall Zeichnungen und Maßskizzen gehören, Arbeitspläne und Zeitvorgaben, Prüfprotokolle, Fotodokumentation mit Arbeitsschritten oder -ergebnissen. Anhand der Dokumentation können Prüfer und Prüferinnen zum Beispiel Arbeitsentscheidungen besser verstehen oder beurteilen, ob der Prüfling seine Arbeit durchdacht hat.

Das situative Fachgespräch bezieht sich auf Situationen während der Durchführung der Arbeitsaufgabe – es können Fragen zu jeder Phase der Arbeitsaufgabe gestellt werden. Mögliche Fragen wären: Können Sie die Reihenfolge Ihrer Arbeitsschritte begründen? Mit welchen Methoden hätten Sie den Schaden auch beheben können? Oder: Wie überprüfen Sie die Qualität der Schweißnähte? (Siehe auch: Was ist ein Fachgespräch?)

Titel
Kombination mit weiteren Prüfungsinstrumenten
Bild
Bild
Grafik einer Hand, die ein Formular ausfüllt
Format
Querformat
Beschreibung

Im Lernpfad „Prüfungen in der Praxis“ können Sie praxisnah nachvollziehen, wie die Kombination der drei Prüfungsinstrumente „Arbeitsaufgabe – Dokumentieren mit praxisüblichen Unterlagen – Situatives Fachgespräch“ in der Praxis umgesetzt werden kann. Am Beispiel des Berufs „Elektroniker/in für Betriebstechnik“ ist der Prüfungsprozess Schritt für Schritt abgebildet.

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Stil
Hellgrau
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Laut Hauptausschussempfehlung 158 des BIBB kann die Arbeitsaufgabe durch die folgenden Prüfungsinstrumente ergänzt werden, so dass diese Kombinationen in Ausbildungsordnungen vorkommen können: 

Die flankierenden Prüfungsinstrumente helfen dabei, die berufliche Handlungsfähigkeit des Prüflings zu bewerten. Dabei ist die Arbeitsaufgabe zentral. Die anderen Prüfungsinstrumente beziehen sich jeweils auf die Arbeitsaufgabe.

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Der Prüfungsausschuss bewertet bei der Arbeitsaufgabe immer die Arbeits- und Vorgehensweise des Prüflings. Basis für die Bewertung ist dabei zunächst die Beobachtung des Prüflings, während er die Arbeitsaufgabe durchführt. Wenn die Prüfungsordnung es vorsieht, kann auch das Arbeitsergebnis in die Bewertung einfließen.

Je nach Beruf können zum Beispiel folgende  Kriterien eine Rolle spielen

Arbeits-/VorgehensweiseMögliche Kriterien
PlanungKlares Ziel, Struktur, Materialwahl, Zeitplan
DurchführungFachliche Korrektheit, Handhabung von Werkzeug/Maschine, Berücksichtigung von Sicherheitsaspekten
ProblemlösungReaktion auf Abweichungen, Vermeidung von Fehlern, Selbstständige Handlungsweise
Kontrollez.B. Inbetriebnahme oder Reflexion der Vorgehensweise
ArbeitsergebnisMögliche Kriterien
ErgebnisFunktionalität, Vollständigkeit, Maßhaltigkeit
  
Flankierende Prüfungsinstrumente 
Dokumentieren mit praxisbezogenen Unterlagen (sofern vorgesehen)Inhaltliche Nachvollziehbarkeit, Bezug zur Aufgabe
Fachgespräch/Präsentation (sofern vorgesehen)Verständlichkeit, Fachsprache, Reflexionsfähigkeit

Der Prüfling erbringt in diesem Moment sogenannte flüchtige Prüfungsleistungen. Das bedeutet, sie können nur im Moment der Erbringung wahrgenommen werden und sind nicht reproduzierbar. Daher muss der gesamte Prüfungsausschuss die Leistungen bewerten. Alle Mitglieder des Prüfungsausschusses müssen ihre Beobachtungen genau festhalten und nachvollziehbar dokumentieren, wie der Prüfling bei der Bearbeitung der Aufgabe vorgeht. Hierfür stehen oft Bewertungsbögen zur Verfügung.

Wenn weitere Prüfungsinstrumente hinzukommen, unterstützen diese die Bewertung der Arbeitsaufgabe. So hilft ein Blick in die Dokumentation dabei zu beurteilen, ob der Prüfling den vollständigen Arbeitsprozess von der Planung bis zur Kontrolle beherrscht. Auch gezielte Fragen im Fachgespräch können dazu beitragen. Nur schriftlich zu bearbeitende Aufgaben werden in der Regel separat gewichtet, auch wenn sie sich inhaltlich auf die Arbeitsaufgabe beziehen.

Titel
Bewertung der Arbeitsaufgabe durch den Prüfungsausschuss
Beschreibung

Bewertung und Gewichtung von Prüfungsinstrumenten

Schriftlich zu bearbeitende Aufgaben haben immer eigene Prüfungsanforderungen. Das bedeutet: Auch wenn die schriftlich zu bearbeitenden Aufgaben in einem Prüfungsbereich mit anderen Prüfungsinstrumenten kombiniert sind, erhalten die Prüfungsleistungen, die der Prüfling hierbei erbringt, bei der Bewertung eine eigene Gewichtung. 

Dasselbe gilt für alle Prüfungsinstrumente, für die in den Prüfungsbestimmungen der Ausbildungsordnungen eigene Prüfungsanforderungen formuliert sind. Neben der in diesem Beitrag beschriebenen Arbeitsaufgabe sind dies: der betriebliche Auftrag, das Prüfungsprodukt/-stück, die Arbeitsprobe und das fallbezogene Fachgespräch.

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Stil
Hellgrau
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Bei der Bewertung nimmt zunächst jedes Mitglied des Prüfungsausschusses für sich und unabhängig von den anderen eine Bewertung vor. Dann wird auf dieser Basis ein gemeinsamer Beschluss über die endgültige Bewertung gefasst – idealerweise im Konsens. 

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Titel
Prüfungsinstrument Arbeitsaufgabe auf einen Blick
Beschreibung
  • Kurzbeschreibung: Praxisnahe, standardisierte Prüfungsaufgabe, bei dem Prüflinge eine komplexe, berufstypische Aufgabe bearbeiten.
  • Ziel: Geprüft wird, ob der Prüfling einen vollständigen Arbeitsprozess (Planung, Durchführung, Kontrolle) eigenständig ständig und fachgerecht umsetzen kann.
  • Durchführung: Unter Aufsicht und in geeigneten Prüfungsräumen. Häufig sind weitere Instrumente eingebunden, z. B. situatives Fachgespräch oder Dokumentation.
  • Bewertung: Bewertet wird die Arbeitsweise (z. B. Planung, fachliche Durchführung, Problemlösung). Die Prüfungsleistungen gelten als flüchtig und müssen sorgfältig schriftlich dokumentiert werden. Weitere Prüfungsinstrumente, wie Dokumentation und Fachgespräch, können unterstützend hinzukommen.
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Hellgrau
Teaserbild
Bild
Junge Frau mit Kochmütze steht in einer Großküche und öffnet eine Packung Bratfett
Leando | Mannel
Format
Querformat
Seiten-Teaser Text

Kann ein angehender Koch nach Abschluss der Ausbildung selbstständig ein mehrgängiges Menü planen und umsetzen? Und ist die frischgebackene Elektronikerin für Betriebstechnik in der Lage, einen Schaltschrank aufzubauen und nach Kundenvorgaben zu verdrahten? Um solche beruflichen Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Abschlussprüfung zu messen, bietet sich die Arbeitsaufgabe als Prüfungsinstrument an. Sie gehört zu den praktischen Prüfungsinstrumenten, bei denen Prüflinge berufstypische Aufgaben durchführen, die ihnen in der betrieblichen Praxis begegnen könnten.

Kachel-Teaser Text
Die Prüflinge führen eine komplexe, berufstypische Aufgabe praktisch durch.
Zielgruppen
Sprungmarken
Aus
Kurztitel
Prüfungsinstrument: Arbeitsaufgabe
Subtyp