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Mit der Gesellen- oder Abschlussprüfung soll festgestellt werden, ob die Auszubildenden in ihrem erlernten Beruf erfolgreich tätig sein können. Mit ihr weist der Prüfling also seine berufliche Handlungsfähigkeit nach. Damit das gelingt, müssen die Prüfungsaufgaben entsprechend gestaltet sein. Ganz gleich, ob es sich um schriftlich zu bearbeitende Aufgaben handelt – oder um praktisch oder mündlich durchgeführte Prüfungsaufgaben.

Eine allgemeingültige Formel zur Erstellung guter Prüfungsaufgaben gibt es nicht. Aber es gibt bestimmte Kriterien, denen Aufgaben genügen sollten, damit sie sich für die Abschlussprüfung eignen.

Diese Punkte sind grundsätzlich bei der Prüfungsaufgabenerstellung zu beachten:

  • Die Prüfungsaufgaben sollen praxisbezogen und/oder berufstypisch sein.
  • Die Prüfungsaufgaben sollen klar strukturiert und verständlich formuliert sein.
  • Die Prüfungsaufgaben sollten sprachsensibel gestaltet sein.

Was macht eine Aufgabe praxisbezogen, was macht sie berufstypisch?

Eine Aufgabe ist berufstypisch und praxisbezogen, wenn die Prüflinge bei ihrer Lösung Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten zeigen müssen, die sie für die Ausübung des erlernten Berufs benötigen. Welche Kenntnisse und Fähigkeiten in der Abschlussprüfung
konkret nachgewiesen werden sollen, steht in den Prüfungsanforderungen – und diese finden sich wiederum in den Prüfungsbestimmungen der Ausbildungsverordnungen. So sollen etwa angehende Textil- und Modeschneider in einer schriftlich zu bearbeitenden Aufgabe zeigen, dass sie in der Lage sind, Material zu prüfen, Durchlauf- und Fertigungszeiten zu kalkulieren und Maßnahmen zu ergreifen, um bei Qualitätsabweichungen gegenzusteuern.

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Auszug aus einer Ausbildungsverordnung
Textil- und Modeschneiderausbildungsverordnung, 2015

 

Dagegen erhalten angehende Eisenbahner zum Beispiel eine Aufgabe, mit deren Lösung sie zeigen sollen, dass sie den allgemeinen Aufbau von Triebfahrzeugen kennen und diese nach ihren Antriebssystemen unterscheiden können.

Am Anfang einer Aufgabe wird zunächst eine berufstypische Situation beschrieben. Diese stellt den Praxisbezug her und enthält Informationen, die für die Lösung der Aufgaben relevant sind.

„Die Schneider-Bike GmbH ist eine Fahrradgroßhandlung in Esslingen. Zur Kundschaft zählen Sportgeschäfte, Kaufhausketten und vereinzelte Sportvereine in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Das Kernsortiment besteht aus …“ 

Beispiel aus: IBBW Leitfaden zur Erstellung von Aufgaben- und Lösungsvorschlägen für die gemeinsame schriftliche Abschlussprüfung.


Idealerweise knüpft die Aufgabe an den Erfahrungen des Prüflings in seiner Ausbildung an. Es sollte realistisch sein, dass ihm eine solche Aufgabe in der betrieblichen Praxis begegnet. Die schriftlich zu bearbeitenden Aufgaben für den Prüfungsbereich „Wirtschafts- und Sozialkunde“, die zu jeder Abschlussprüfung gehören, müssen ebenfalls praxisbezogen sein. Es ist aber nicht notwendig, einen Bezug zum konkreten Ausbildungsberuf herzustellen.

Klar strukturiert und verständlich formuliert – wie geht das?

Eine Information in langen, komplexen Sätzen unterzubringen ist oft leichter, als sie kurz, klar und verständlich zu formulieren. Die Mühe ist es jedoch wert, denn Verständlichkeit ist wichtig, damit die Prüflinge es leicht haben, ihre beruflichen Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten zu zeigen – und nicht ihr sprachliches Verständnis. Behalten Sie dabei im Blick: Prüfungsaufgaben dürfen durchaus schwierig sein. Sie müssen sogar unterschiedliche Schwierigkeitslevel haben, um den jeweiligen Leistungsstand der Prüflinge sichtbar zu machen und zu bewerten. Aber die Schwierigkeit einer Prüfungsaufgabe soll sich nicht daran messen, wie gut ein Prüfling aus einem Wust verwirrender Informationen die relevanten herauspicken kann.

Wie schwierig eine Aufgabe ist, zeigt sich vielmehr daran, wie viel Fachwissen, Fähigkeiten und Lösungsschritte für ihre Bearbeitung nötig ist. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich etwa aus unterschiedlich komplexen berufliche Anforderungssituationen ableiten.

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Checkliste Prüfungsaufgabenerstellung

In dieser Checkliste finden Sie Anhaltspunkte, die dabei helfen, eine klar strukturierte und verständliche Prüfungsaufgabe zu entwickeln.

Checkliste_Kriterien_Aufgabenerstellung.pdf

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Wer darauf achtet, dass die Prüfungsaufgaben klar strukturiert und verständlich formuliert sind, ist einer sprachsensiblen Gestaltung der Aufgaben schon recht nah. Bei dieser Anforderung geht es darum, dass Aufgaben so gestellt werden, dass der Prüfling sie leicht lesen und verstehen kann, ohne dass er hierfür spezielle Sprachkompetenzen mitbringt.

Dies ist für ihn umso einfacher, wenn bei der Formulierung der Aufgabe geläufige Wörter, kurze Sätze und präzise Anweisungen verwendet werden. Komplizierte Schachtelsätze und ungewohnte Wörter der Alltagssprache sind zu vermeiden, damit der Auszubildende sie nicht erst entschlüsseln muss. Der Fokus liegt schließlich darauf, seine fachlichen Kompetenzen zu prüfen.

Fachlicher Anspruch muss erhalten bleiben

Wichtig ist, dass bei der sprachsensiblen Gestaltung auf jeden Fall der fachliche Anspruch der Prüfungsaufgabe erhalten bleibt. Dazu gehört auch, dass Fachbegriffe verwendet werden. Ein angehender Betonbauer muss wissen, was eine Hinterlüftung ist, eine Berufskraftfahrerin sollte mit dem „Carnet TIR-Verfahren“ etwas anfangen können.

Prüfungsaufgabenerstellende müssen außerdem im Blick behalten, in welchem Umfang Sprachfähigkeit zur beruflichen Handlungsfähigkeit gehört. So gibt es etwa Berufe, in denen es alltäglich ist, Gesetzestexte zu lesen und zu verstehen oder über komplexe Sachverhalte zu kommunizieren. In anderen Berufen liegt der Fokus vielleicht eher auf einer handwerklichen Fertigkeit. Bei dieser Gratwanderung helfen auch berufsspezifische Leitfäden.

Arbeitshilfen und Leitfäden zur Entwicklung von Prüfungsaufgaben

In einfacher Sprache schwere Aufgaben stellen - das ist das Thema des Newsletters, den die Zentralstelle für Weiterbildung m Handwerk e.V. (ZWH) herausgibt.

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Schreibende Hände sind sichtbar, darüber steht als Text: Einfach schreiben

Newsletteranmeldung: EINFACH SCHREIBEN

Darüber hinaus gibt es sowohl berufsspezifische Handreichungen als auch allgemeine Leitfäden, die dabei helfen, Prüfungsaufgaben verständlich und sprachsensibel zu gestalten.

Titel
Prüfungsaufgaben sprachsensibel gestalten
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Jugendliche arbeiten nebeneinander an Laptops
Adobe Stock | Rido
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Bei der Prüfungsaufgabenerstellung gilt es einige grundsätzliche Kriterien zu beachten: Unter anderem Praxisbezug, Verständlichkeit und sprachsensible Gestaltung.

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Wie sollten Prüfungsaufgaben sein? Mindestens praxisbezogen und/oder berufstypisch und verständlich.
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